Dieses Thema ist sehr komplex, also dachte ich, dass ich es von einem meiner Charaktere ergründen lasse. Der Charakter den ich ausgewählt habe ist die 6-jährige Luca (aus Erwachsen sein muss schwer sein). (Side note: in Lucas Welt ist gerade niemand unter Quarantäne.)
“Papa, ich kann nicht einschlafen”, Luca stand in der Tür des Wohnzimmers.
“Komm her meine Kleine”, sagte Tobias während er den Fernseher stumm schaltete, “Was ist den los?”
“Naja, wir haben doch morgen die Generalprobe, die für das Frühjahrsstück. Ich glaube ich kann meinen Text doch nicht.” Luca kletterte auf den Schoß ihres Vaters und kuschelte sich an ihn.
“Ach Luca, wir sind den Text heute fünf Mal durchgegangen. Ich bin sicher, du kannst ihn sogar rückwärts aufsagen. Es wird schon alles klappen morgen.” Tobias streichelte seiner Tochter übers Haar, diese hatte ihre Aufmerksamkeit jedoch nun dem Fernseher zugewandt.
“Papa? Was heißt back lief mata?” Luca versuchte sehr angestrengt zu entziffern was da gerade in den Nachrichten lief.
“Black lives matter. Das ist Englisch und heißt das die Leben von dunkel Häutigen wichtig sind.”, erklärte Tobias.
Luca hatte sich nun neugierig aufgesetzt. “So wie Maria? Aber sie ist doch genauso wichtig, sie ist bei dem Stück auch eine Elfe.”
“Nun ja, nicht jeder sieht das so. Es gibt Menschen, die akzeptieren andere nicht weil sie anders aussehen oder sich anders verhalten. Das ist nicht nur bei dunkel Häutigen Menschen so.” Tobias tat sich schwer so ein kritisches Thema mit seiner kleinen Tochter zu besprechen.
“Aber dann sollte es doch heißen, dass alle Menschen gleich sind und wichtig.” Luca hatte eine ernste Miene aufgesetzt.
“Hier geht es explizit um Polizisten in Amerika, die sich nicht fair gegenüber von dunkel Häutigen Menschen verhalten”, fuhr Tobias fort.
So langsam holte der Schlaf Luca ein. “Aber dann sollten die nicht Polizisten sein. Die Polizei soll doch mein Freund und Helfer sein. Das sagt Frau Schmeling immer.”
“Das wollen die Menschen ja auch, dass Leute mit solchen Einstellungen keine Polizisten werden. Aber es geht auch darum, dass die Leute ihre grundlegenden Einstellungen ändern und niemanden mehr diskriminieren. Da müssen alle mithelfen. Es ist nicht nur “weiße” gegen “schwarze”. Es geht darum, dass sich manche Menschen für besser als andere halten.”
“Mhm”, grummelte Luca zustimmend. So langsam wurden ihre Augenlider sehr schwer.
“Unter anderem dafür ist das Hashtag da. Um Aufmerksamkeit auf dieses wichtige Thema zu lenken. Damit sich etwas ändert. Und dafür müssen wir alle etwas tun. Mit schweigen können wir nichts bewirken.” Tobias hielt seine, nun schlafende, Tochter noch ein wenig im Arm, bevor er sie in ihr Bett trug.